Nach einer eher ruhigen Segelwoche hatten wir in diesem Jahr einen Urlaub fernab vom Meer geplant.
Im Frühjahr hatte ich gelesen, dass ein Bandmitglied der schwedischen Popgruppe ABBA seinen Wohnsitz aus dem schönen Schweden in das Alpendorf Zermatt verlegt hatte. Um dieser Entscheidung auf den Grund zu gehen, nahm ich die Region um Zermatt einmal intensiver unter die Lupe. Heraus kam nach Verständigung mit Ute der Wunsch, das Wallis im Urlaub zu erleben.
Wir entschlossen uns jedoch für ein Quartier rund 30 km westlich von Zermatt. Die Wahl fiel auf den Wintersportort Thyon Les Collon 1800 an einem Südhang des Rhonetal‘s oberhalb Sions.
Les Collon ist eines dieser leider schon viel zu vielen Retortendörfer zur Bewältigung des Massentourismus in den Alpen und ausgerichtet für den Winterbetrieb. Im Sommer aber ist es durchaus eine Reise wert.
Die Appartementhäuser waren nur zu gut einem Drittel belegt und entsprechend beschaulich und ruhig kann man zu dieser Jahreszeit dort seinen Urlaub genießen. Das Tourismusoffice hatte ein wöchentliches Veranstaltungsprogramm im Angebot, welches wir in unseren Wanderurlaub integrierten. Obwohl im französisch sprechenden Teil der Schweiz, war eine Verständigung in Deutsch und Englisch fast überall möglich.
Im Vorfeld hatten wir uns eine Autobahnvignette für die Schweiz gekauft um unsere Fahrziele flexibel erreichen zu können.
So konnten wir schon unsere Anreise optimal gestalten. Wir erreichten Sion mit einigen Pausen nach gut 11 Stunden, benötigten für die Bergfahrt bis Thyon dank Nebel dann aber noch eine weitere Stunde.
Nach dem Einrichten im Zimmer und einem Kurzrundgang im Dorf, dem Abendessen und der Planung des Folgetages gingen wir zeitig zu Bett.
Da uns Höhlen schon seit je her magisch anzogen, war unser erster Tag dann auch ein reiner „Untertagetag“. Wir besuchten die Feengrotte in St. Maurice, welche man vom Parkplatz aus in einem 10 minütigen Anstieg erlaufen kann.
Für Marie hielt diese Grotte eine Aufgabe bereit. Fünf Feen sollten auf dem Weg durch die Höhle gefunden und auf einem Fragebogen vermerkt werden. War schon schwierig! Wir fanden leider nur drei! Und damit legten wir unseren Fragebogen adacta. Da der Nebel uns an diesem Tag noch die „Treue“ hielt, fuhren wir weiter ins nahegelegene Bex. Hier fuhren wir (im wahrsten Sinne des Wortes) auf einer Kleinbahn in ein noch bis vor wenigen Jahren aktives Salzbergwerk ein.
Der Abend gehörte dann dem Einkauf in einem Supertmarkt in Sion. Aus unseren Vorinformationen war uns bekannt, dass ein Gaststättenbesuch hierzulande ein kleines Vermögen kosten würde, und so wurden wir halt zu Selbstversorgern. Zumal wir uns für unsere geplanten Ganztagswanderungen mit dem entsprechenden Brotzeitnaturalien eindecken wollten.
Die Wanderung am Folgetag war für unseren Einstieg in den Wanderurlaub dann schon eher grenzwertig. Die Anfahrt erfolgte von Thyon über Sion nach Mase. Hier stellten wir das Auto ab und wanderten auf einem engen gewundenen Bergpfad über die Alp La Louere zur Alp La Combe auf 2324 m, wo wir uns schweißgebadet ein einfaches warmes Essen zu einem wahnsinnig stolzen Preis genehmigten. Wir hatten einen Höhenunterschied von fast 1000 m bewältigt.
Da der Anstieg über 4 Stunden in Anspruch nahm, verzichteten wir auch dank des wieder zunehmenden Nebels auf ein Erklimmen des 2654 m hohen M. Noble und stiegen wieder ab nach Mase auf 1345 m. Nach dem Abendessen nahmen wir zur Freude von Marie noch ein Entspannungsbad im Keller-Pool des Appartementhauses. Marie stattete diesem Pool in den nächsten Tagen dann fast täglich einen Besuch ab.
Schluchten und Klamms sind dann in den Bergen immer ein Highlight für Ute. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir uns am nächsten Tag in die Spur machten eine solche zu durchwandern. Leider hatten wir den Einstieg an diesem Tage nicht gefunden.
So wurde es eine Sightseeing-Tour mit dem Auto nach Sanetsch mit teilweise atemberaubenden Einblicken in das Tal und einer kurzen Wanderung in Richtung des Col du Sanesch und einem leckeren Eis in Sion.
Da das Wetter zusehens besser wurde und die Hitze uns von einer sportlichen Wanderung abhielt, widmeten wir den nächsten Tag einem Stadtrundgang in Sion.
Um alle Sehenswürdigkeiten mitzunehmen beschafften wir uns einen Plan in der Touristinformation vor Ort. Die höher gelegene Burg erstiegen Marie und ich allein, während Ute an der unteren Burg wartete.
Am Nachmittag trennten sich unsere Wege. Während Marie den Pool besuchte, fuhren Ute und ich mit dem Sessellift nach Thyon 2000 und wanderten dort auf einer Skipiste einen Hang hinauf.
Auf halber Höhe konnte ich es nicht lassen und musste eine ehemalige Flakstation näher untersuchen.
Der Abend gehörte dann wieder allen gemeinsam bei einer geführten Wanderung zur Alpkäserei von Thyon mit Erklärung des Alpbetriebes und Verkostung und Kauf der Produkte.
Tags darauf fuhren wir ins Nachbartal Val de Hernes bis Evolene und besahen uns die schon vielfach im Wallis angetroffenen von der Witterung zum Teil fast schwarz gefärbten Holzblockhäuser.
Von Sierre aus erreichten wir am Nachmittag den Lac Sauterrain. Auf einem großen Kahn konnten wir „Touris“ hier die Schönheiten des unterirdischen Sees genießen.
Am Abend traf dann Denny von seinem gegenwärtigen Arbeitsort in Österreich zu einem Wochenendbesuch in unserem Urlaubsdomizil ein und wir verarbeiteten den am Vortag gekauften Raclette Käse zu Fondue.
Dass Zermatt mit dem Auto nicht erreichbar ist, war uns schon vorher klar und so suchten und fanden wir einen Parkplatz in Täsch am Bahnhof.
Von hier fuhren wir mit der Bahn nach Zermatt. Schon kurz nach dem Verlassen konnten wir den atemberaubenden Anblick des Wahrzeichens der Schweiz, das große Matterhorn, in voller Gänze genießen.
An diesem warmen sonnigen Samstag fand ein Marathonlauf rund Zermatt statt. Er zog vermutlich noch mehr als die normalen Tagestouristen an, so dass der Ort im Menschengewimmel fast erstickte. Wir fanden nach Verlassen des Dorfkernes oder Boulevards, wie immer man das nennen will, ein kleines Plätzchen am Fuße der Seilbahn.
Wir buchten ein Afternoon Tiket der Zermatter Bergbahn und fuhren mit dem Lift über Furi und Trockener Steg hinauf aufs kleine Matterhorn.
Die Fahrt an Sich eröffnete uns grandiose Ausblicke und nach der Liftfahrt zum Glacier Palace den Gang auf die Aussichtsplattform in 3883m Höhe. Leider hüllte sich das große Matterhorn zusehens in eine Dunstschicht, welche auch den Blick zum Mount Blanc verwehrte. Ein Genuss war dieser Höhenbesuch aber allemal. Beim Abfahren und dem Umstiegsaufenthalt am Trockenen Steg fand dann Marie auch ihr Andenken an diese Region – ein glitzerndes Erzklümpchen.
Der Sonntag verlief dann zweigeteilt. Am Vormittag holten wir, dieses Mal mit Denny, unsere verpasste Schluchtwanderung an der Bisse Torent-Neuf nach, die aus baulichen Gründen aber leider nur zur Hälfte begehbar war und fuhren am Nachmittag, nach dem Denny sich verabschiedet hatte, an den Genfer See.
Nahe Montreux machten wir am Seeschloss Chateau de Chillon halt und sahen in Villeneuve bei einer Flugshow zu.
Für die Rückfahrt nahmen wir einen Umweg. In Martingy besichtigten wir die Burg La Batiaz und fuhren zum Champec Lac.
Diese Klamm mit einem tollen Wasserfall konnte von uns auf einem spektakulären Weg leider auch nur zur Hälfte aufgrund eines zwei Wochen zuvor wütenden Gewitters und seiner Zerstörungsgewalt erschlossen werden.
Den Kräuterhof in Venthone erreichten wir nach einer kurzen Wanderung durch einen der zahlreichen Weinberge im Rhonetal von Sitten aus. Jetzt im August hatte der Garten seine Blütezeit schon überschritten und hinterließ bei uns nicht mehr so den erwarteten Eindruck. Für den Nachmittag hatten wir uns die Besichtigung des Plaine-Morte-Gletschers vorgenommen. Mit einer Funitelkabinenbahn von Crans Montana fuhren wir zum Pointe de la Plaine Morte.
Hier genossen wir dank des zunehmenden Schneetreibens ein Stück Kuchen im Restaurant.
Der Blick auf den Gletscher blieb uns verwehrt und ließ uns kurzerhand wieder hinab fahren in die angenehmere Witterung.
Die vom Tourismusbüro in Thyon angebotene geführte Tageswanderung füllte den nächsten Tag komplett aus. Mit dem Bus fuhren wir über zahlreiche Serpentinen zum lange Zeit höchsten Staudamm der Welt nach Dixence.
Durch das Val de Heremence führte der Weg hinauf zum Grande Dixence. Wir folgten einer Führung in der Mauer und machten nach einer Fahrt mit der Drahtseilbahn auf die Krone der Mauer dort einen Spaziergang.
Die anschließende Wanderung zurück nach Les Collons war dann mit seinen Bergfaden auf steilabschüssigem Gelände für einige Teilnehmer schon hart am Limit. Auch wir waren am Abend echt grockee.
Das hielt uns jedoch nicht davon ab, auch Tags darauf zu Wandern. Mit dem Auto fuhren wir bis Vernayaz um von dort einer Tour aus unserem Wanderführer zu folgen.
Nach einem ersten steilen Aufstieg hatten wir einen herrlichen Ausblick in das Rhonetal und einem einheimischen Bauer kauften wir ein im Steinofen gebackenes Aprikosenbrot ab.
Der weitere Weg führte immer entlang des La Trient-Baches dann über Les Marecottes nach Salvan.
Ab hier nahmen wir die Zahnradbahn, welche uns auf einer wahrlich kühnen Trasse wieder zurück nach Vernayaz brachte.
Für unsere Tour am Folgetag stand uns erneut unser Wanderführer Pate. Schon während der Anfahrt über Sierre ins Tal Val de Anniviers genossen wir den Anblick der vielen Viertausender.
In Zinal verließen wir das Auto und fuhren mit der Luftseilbahn auf 2438 m zur Bergstation Sorebois. Hier wurde dann aus der „leichten Wanderung auf gut angelegtem Steig“ laut Wanderführer eine anspruchsvolle Wanderung über Schotterhänge mit Lawinengefahr und Kletterei über Felsen. Die Aus- und Weitsicht an diesem klaren, sonnigen Tag auf Weißhorn, Dent Blanche und Matterhorn war atemberaubend und wird uns unvergesslich bleiben. Wohl auch das Handicap, dass sich die Sohlen meiner Wanderschuhe nach fast 15 Jahren da oben ablösten und ich auf Socken und der Brandsohle den extrem steilen Abstieg meistern musste.
Noch am Abend beschafften wir für mich im Schuhladen des Supermarktes von Sion ein paar qualitativ hochwertige neue Wanderschuhe (dank Sommerschlussverkauf mit 50% Rabatt).
Unsere Überlegung am nächsten Morgen: Auch für Ute noch schnell ein paar neue 50% rabattierte Wanderschuhe zu besorgen, ging dann aber in die Hose. Der Händler hatte kurzerhand die 50er Schilder gegen 30er ausgewechselt. Aber dieser Schuh war sein Geld wert und also nahmen wir für Ute ein Paar mit 30% Rabatt mit.
Den ersten Test bekamen die Schuhe dann am Nachmittag bei einer geführten Huskywanderung. Diese Tour hatten wir uns auch für Marie als Urlaubsabschluss aufgehoben.
Hier wurde den Teilnehmern ein Gurt um den Bauch gelegt und ein Hund vorgespannt. Mit welcher Power die Tiere uns den Hang hinauf zogen, sollten wir alsbald merken.
Ich hatte ein großes kräftiges Tier und musste permanent Bremsen. Ute war mit Marie an einem Jungen Tier, dass jede Pfütze zum Planschen nutzte und so beiden eine Pause bei der Hatz gönnte.
Letztlich hatte sich Ute aufgrund ihres Asthmas aber ausscheren lassen. Alle anderen Teilnehmer stürmten von den Hunden gezogen zur Alp von Thyon, wo als „Stärkung regionale Weine, Säfte und verschiedene Käsesorten kredenzt wurden.
Den Abstieg ließen die Hunde dann etwas ruhiger angehen. Sie hatten‘s wohl nicht so eilig, wieder in ihre Käfige zu kommen.
Alles in Allem ein Urlaub der Geschmack auf mehr Schweiz gemacht hat.
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