Nach unserer „Werftsaison 2017“ sollte im Jahr 2018 der Traum Götakanal umgesetzt werden.

Das Schiff war gut vorbereitet und die Route für die Anreise nach Ostschweden bis in die Schären dem Plotter eingeimpft.
Als Backup  wurden drei Papierseekarten für die östliche Ostsee beschafft und ein Revierführer Ostsee mit an Bord genommen.

Die lange Ostwetterlage sollte sich am Wochenende für zwei Tage einer Störung mit westlichen Winden beugen. Diese wollten wir für unsere Passage bis zum Kalmarsund nutzen.
Wir lösten die Leinen am frühen Samstagnachmittag und tuckerten mal mit Motor, mal nur mit dem Großsegel gemächlich gen Warnemünde. Angeschlagen hatten wir zusätzlich die Selbstwendefock.
Wir hatten noch nicht Darßer Ort passiert, als der Motor uns mit Kühlungsalarm in Schrecken versetzte. Der Impeller hatte sich zerlegt. Der Wechsel ging relativ zügig vonstatten.

Der zunehmend einschlafende Wind von Ost und die rasant wachsende schwarze Wolkenwand in West ließen uns dann aktiv werden.
Wir wechselten die Selbstwendefock gegen die Genua für die zu erwartenden raumeren Winde und legten in das Großsegel erst einen Reff und nach den Hiobsbotschaften im Funk schleunigst das zweite Reff ein. Unser kurzes Sommeroutfit konnten wir gerade noch mit Ölzeug und Rettungsweste bedecken, ehe die Starkwindphase mit Gewitter und Wolkenbruch begann. Bereits nach einer Stunde mit dem Dunkelwerden war das Schlimmste vorüber  und wir konnten unserer Route mit 5-6 Knoten Fahrt folgen. Diese Nacht verbrachten Ute und ich gemeinsam im Cockpit, uns am Steuer abwechselnd.
Der Folgetag brachte uns mit seinen bis 5 Bft bei wechselnden Reffs gut voran.
Abends hatten wir dann Bornholm achteraus und bei der Refferei den Bootshaken eingebüßt. Die Nacht zogen wir im Zweistunden-Wechsel durch, querten den Zwangsweg der Großschiffahrt in der Hanöbuckten ohne Probleme und hatten bei Tageslicht die südschwedische Insel Utklippan querab.

Der einschlafende Wind sorgte für Motorbetrieb bis Kalmar. Dieses kleine Städtchen wimmelte vor Gaststätten, Restaurants und Cafe’s`. Aus unserer Sicht ein Muss für junge Leute!

Immer wieder Wasser in der Bilge lässt uns die Dichtung des Impellers erneut wechseln und die Schlauchanschlüsse neu dichten. Aber ein schadhafter Simmering wird uns noch den Urlaub hindurch zu regelmäßigen Wasserschöpfungen zwingen.
Am Dienstag den 31.07. ab den späten Nachmittagsstunden wurden wir auf unserem Weg zu einem Ankerplatz in einer Bucht von Stora Askö dann fast 3 Stunden lang von schwedischen Militärdrohnen besucht. Flüchtlinge hatten wir nicht an Bord, Schmuggelware auch nicht und so sehenswert ist unser Schiff nun auch nicht unbedingt. …

Erst wieder zu Hause bei der Zeitungsschau gewahrten wir, dass an diesem Tage in Stockholm die Kronjuwelen  gestohlen wurden und die Diebe per Boot geflohen waren.
Tags darauf folgten wir dem Fahrwasser auf der kürzesten Distanz über Torön in Richtung Mem bis – ja bis uns eine Brücke mit einer Durchfahrtshöhe von 15 m den Weg versperrte.
Nach dem ich mir genug Asche aufs Haupt ob meiner wenig voraus schauenden Navigation gemacht hatte, gings auf dem gleichen Weg zurück. Diese Fehlfahrt brachte uns einen Umweg von 9 sm ein und wir erreichten Mem erst um 18:00 Uhr, der Feierabendzeit für die erste Schleuse des Götakanals. Hier hatten wir dann aber genügend Zeit für die Betankung, einen Spaziergang und das abendliche Duschen (kostenfrei).

Am nächsten Tag in der Schleuse hatten wir drei noch so gewisse Abstimmungsprobleme, jedoch alle dann noch folgenden Schleusen funktionierten wir wie ein perfektes Team.

Mittags machten wir zum Essen, dem Einkauf frischer Lebensmittel und eines Friseurbesuchs für Marie Halt in Söderköping, um nach der Weiterfahrt Abends in Brandton festzumachen.
Die folgende Etappe führte uns über den ersten Teil der Schleusentreppe bis Berg Mitte.

Hier nutzten Ute und Marie die Möglichkeit zur Besichtigung des oberen Schleusenteils und rundeten den Tag mit einer Partie Minigolf auf der Anlage am Hafen ab.
Unser Bordkühlschrank muckert! Entweder kühlt er tief oder gar nicht! Das Jahr Pause scheint dem Thermostaten nicht bekommen zu sein. Nun ja ein weiterer Fall fürs Winterprogramm.
Das Einschleusen an der ersten Schleuse der großen Treppe erfolgte am nächsten Vormittag dank des Vorrangs der Berufsschifffahrt erst nach 10:00 Uhr.

Der Borensee hatte uns dann regelrecht gefangen genommen: Mit Kiel, Saildrive und Ruder nahmen wir alles an Seegras mit was dort herum schwamm. Nach nur noch 2 kn Fahrt unter Motor Kühlungsalarm!  Wir werfen den Anker und ich gehe mit Taucherbrille das Schiff von unten inspizieren – Anker auf und weiter geht’s. Es folgt eine zweite Ankerung wegen Überhitzung des Motors. Erst zum Abend erreichen wir den unteren Hafen von Motala und Tags darauf die Marina am oberen Hafen.

Es wird ein Tag zum Relaxen mit Flohmarktbesuch, Eis essen und nochmals Wasserpumpen zerlegen. Ein Werkstattbesuch scheitert am SONNTAG. Als wir jedoch beim Probelauf des Motors waren, kam ein dänischer Sportfreund zu uns, um festzustellen, dass er das gleiche Problem gehabt hätte bei der Passage des Borensees. Das Seegras war schuld! Zu Hause werden wir den Wärmetauscher intensiv spülen!
Unsere Reise setzten wir dann am Montag fort, jedoch nicht ohne in einem Shop noch einen Ersastzimpeller zu erstehen. Dabei querten wir den Vättern, fuhren an Karsborg entlang seiner Wohnmobil- und Campingplätze um dann hinter der Schleuse von Forsvik, dem mit 91,8 m höchstem Punkt des Götakanals am Steg längsseits zu gehen.

Um zur ersten Brückenöffnung in Vicken rechtzeitig zu sein, starteten wir um 08:00 Uhr morgens. Einige Minuten zu früh ließen uns dort noch ein Festmachen am Steg in Angriff nehmen. Dank meines miserablen Ansteuerns schaffte Ute es nicht mehr, die Leine sauber auf dem Schiffspoller zu belegen und nahm ein unfreiwilliges Bad vor der Brücke im 23 Grad warmen Wasser. Obwohl ich Ihr sofort die Badeleiter abseilte und ein Handtuch reichte, herrschte an Bord die nächsten Stunden eine bedrückende Stille.

Am Abend beim Minigolf, Softeis und Grillen in Lyrestad hatte sich die Stimmung wieder etwas gehoben und wir sahen eher mit einem lachenden Auge auf die Episode am Morgen.
Unterwegs bekamen wir noch ein Feetback  zur funktionierenden AIS – Aussendung, nach dem ich einen Kabelbruch beseitigt hatte.
Da wir in Sjötorp vor dem Ausschleusen unsere Servicekarten für die Häfen am Götakanal abgeben mussten und die seeseitige Marina hätte vor Ort  bezahlt werden müssen, haben wir den frischen Wind für die Überfahrt des Vänern genutzt und vor Vänersborg für die Nacht geankert.

Wir durchfuhren die Brücke am nächsten Morgen und tanken in Vänersborg noch einmal voll. Das defekte Glühmittel der  Positionslaterne wurde ersetzt und nach Durchfahrt der 2. Brücke und der Passage der ersten Mammutschleuse des Trollhätte Kanals in Trollhättan anlässlich des Geburtstages von Marie ein Restaurant besucht.

Noch am Nachmittag passieren wir die Schleusentreppe von Trollhättan, um in Lilla Edet in der kleinen Kanalmarina halt zu machen. Im Supermarkt verproviantierten wir uns noch einmal neu und ließen uns am Abend eine selbstgemachte Pizza schmecken.
Die folgende Etappe nach der Schleusung in Lilla Edet hatte dann dem Motor alles abverlangt. Die Windspitzen von 43 kn und und ein kleiner Tornado voraus, ließen uns um die Mittagszeit in Nol an einem illegalen Steg halt machen und die Fahrt erst gegen 16:00 Uhr bei immer noch 5 Bft fortsetzen. Vor der Jordfallsbron von Göteborg gelang das Parken nicht so gut. Die Buglaterne zerlegte es in seine Einzelteile und da wir die Stadtmarina bei Tageslicht nicht mehr erreichen würden, machten wir an einer neuen auf unserer Karte noch nicht eingezeichneten Yachtkaianlage fest. Erst am nächsten Morgen verholten wir uns in die Marina neben der Viermastbark Viking.

Die Überraschung am Steg: Wir waren noch beim Belegen der Leinen, als eine Angestellte der Marina uns als Aufmerksamkeit eine Tüte mit frischen Brötchen überreichte – ein Service für alle Schiffe in der Marina – nette Geste.
Nach dem Frühstück erkunden wir trotz Regen die nähere Umgebung, finden einen Marineshop und besorgen eine neue Zweifarbenlaterne.
Während Ute das Mittag bereitet, installiere ich die neue Buglaterne.
Der Nachmittag gehört dann der Stadt Göteborg. Wir machen eine kombinierte Rundfahrt mit Boot und Bus. Trotz der zahlreichen Verkehrsbaustellen gefällt uns Göteborg ausgezeichnet und wir stellen wieder fest, dass drei Wochen für so einen Törn viel zu wenig sind. Gerne hätte ich den Ost-Indien-Fahrer und den Museumshafen  intensiver ins Auge gefasst.

Am nächsten Morgen frühstücken wir zeitig und motoren durch die Schären vor Göteborg.
Ab 08:00 Uhr haben wir das freie Wasser des Kattegats vor uns und segeln mit zwei Reffs im Großsegel und teilgereffter Genua auf Südkurs. Der Regen ab Nachmittag und die bis zwei Meter Welle sorgen dafür, dass selbst das Ölzeug an seine Grenzen kommt. Bei inzwischen eingeschlafenem Wind, aber immer noch kräftigem Dauerregen haben wir das Leuchtfeuer Kullen Mitternacht querab. Unsere Überlegung Nonstop nach Warnemünde zu fahren, verwerfen wir und entscheiden uns spontan nachts um 02:00 Uhr die Marina von Helsingör aufzusuchen und einen Trocknungstag einzulegen.
Während unsere kleine Heizung sich mit Pausen intensiv ins Zeug legte, erfreuten wir uns am Tage an ein einem Stadtspaziergang und einem lukullischen Urlaubsabschluss in einem netten italienischen Restaurant.
Die Genua haben wir wieder gegen die Selbstwendefock getauscht, jedoch hat bei den ca. 2 kn Gegenstrom erst einmal der Motor den Vorrang. Wir passieren die Queen Marie 2 und lassen Kopenhagen an Steuerbord. Der am Nachmittag zunehmende Wind aus Nordwest bringt uns dann auch entsprechend auf Trab. Da wir die Fock etwas offener fahren müssen, lege ich sie an die Genuaschoten. Mit einem Reff im Großsegel und dieser Fock kommen wir mit bis zu 7 kn ganz zügig voran. Bei Sonnenuntergang beobachten wir die Fridjof Nansen auf seiner Fahrt zu einem Ankerplatz vor der Steilküste von Mön.

Für die Passage der Kadetrinne sind Ute und ich dann aufgrund der extrem zahlreichen Schiffe in der zweiten Nachthälfte wieder beide an Deck und bei Tagesanbruch passieren wir Warnemünde und machen nach 24 Stunden seit dem Start in Helsingör am heimatlichen Steg in Rostock fest.